…dann kommt dein Hobby
…dann kommen die Kinder…
…und zuletzt ich!“
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Diese Vorwürfe an den Mann höre ich immer öfters von sich vernachlässigt fühlenden Frauen. Welche Familiendynamik verbirgt sich hinter diesen Worten? Und fragt man die Frau, wie sie ihren Mann sieht, sagt sie: Er sehe sich lediglich als Ernährer der Familie.
Er definiere fast ausschließlich seinen Selbstwert über seine berufliche Arbeit. Als Herr der Fernbedienung verteidige er seine Inaktivität bei der Hausarbeit. Eine familiäre Arbeitsteilung lehne er ab. Und dabei werden seine Gefühle für sie, die sich als emotionaler Mittelpunkt der Familie sieht, immer weniger.
Die Unzufriedenheit der Frauen wächst
Mittlerweile ist es eine soziologisch festgestellte Tendenz, dass Frauen immer unzufriedener mit der Ehe bzw. Partnerschaft und Familie werden. Sie sind einfach nicht mehr bereit, unbezahlte Hausdienste einer Putzfrau zu verrichten, Kinder und Haushalt zu versorgen. Dies sei für ihren Ego-Selbstwert unbefriedigend. Dabei werden sie immer älter, verlieren zusätzlich an Attraktivität für ihren Mann und als Folge dessen nimmt er sich dann eine attraktive Jüngere.
Der Mann sieht alles anders
Bei einer solchen Argumentation wird oft, wie ich in meinen Paargesprächen festgestellt habe, der Ausstieg aus der Familie eingeläutet. Und ebenso kann ich sehen, dass Männer diese Veränderung ihres Lebensarrangements gar nicht bemerken. Sie glauben noch dann, dass es ihrer Frau gut geht, wenn diese quasi schon die Koffer gepackt hat. Wenn also Männer und Frauen gemeinsam keine anderen familiären Umgangsformen entwickeln, werden die schon hoch angesiedelten Scheidungsquoten noch schneller steigen.
Es zeigt sich immer mehr, dass Männer sich nicht nur ausschließlich über ihren Beruf als Schaffer der Rahmenbedingungen einer Familie definieren können. Denn dies reicht heute nicht mehr. Sie machen sich zunehmend überflüssig. Selbst als Samenspender werden sie verzichtbar. Als alleiniger Familienernährer sowieso. Frauen können heutzutage sich und ihre Kinder selbst ernähren. im Notfall hilft die staatliche Unterstützung weiter. Und Kinder bekommen sie auch ohne Beziehungsstress mit Männern mithilfe der Reproduktionsmedizin.
Traditionelle Versorgerfamilie hat ausgedient
Es zeigt sich, dass das frühere hierarchische Modell der traditionellen Versorgerfamilie ausgedient hat. Aber diese Veränderungen innerhalb partnerschaftlichen Strukturen müssen diskutiert und ausgehandelt werden.
Wie eingangs dieses Beitrages gezeigt, helfen hier keine Vorwürfe, Diffamierungen oder Schuldzuweisungen des anderen Geschlechts. Es kommt wie es kommen muss: miteinander reden, ausdiskutieren und starre Beziehungsmuster verändern.
Geborgen und glücklich mit dem Partner – Mit im Spiel: Oxytocin

Rolf Goertz
Aus meiner Paar-Beratung – ein Nachhall
Mir sitzt eine Frau gegenüber, die lange mit sich gerungen hat, eine „angeknackste“ Beziehung neu zu leben. Sie redet über ihre momentane Situation mit einem Gesichtsausdruck, der vor Freude, neuem Glücklichsein nur so strotzt. Sie fühle sich geborgen in einem Gefühl, das sie jahrelang nicht mehr verspürt habe. Was war geschehen?
Beide Partner haben mehr und mehr gelernt, miteinander unvoreingenommen und nicht gegenseitig verletzend zu reden. Auch zu lernen, sich einfach so in den Arm zu nehmen und diese liebevolle Umarmung sekundenlang zu spüren und zu genießen.
Liebevolle Umarmung neu lernen
Mein ihnen vorgegebenes Verhaltensritual, eng miteinander auf einer Couch sitzend, einige Minuten über besonders tief gemeinsam erlebte Zeitabschnitte zu reden, haben sie nach anfänglichen Schwierigkeiten gemacht. Anschließend solle dann ein etwa 3 minütiges Schweigen über die zweisamen Erinnerungen folgen. Dieses Ritual solle mit einer liebevollen 20 Sekunden dauernden Umarmung abgeschlossen werden.
Wie ist dieses neu erlebte Glücksgefühl zu erklären?
Relativ ganz einfach: Das Glückshormon namens Oxytocin wird, wenn wir Anteilnahme und Zuwendung ausdrücken, vermehrt im Körper ausgeschüttet. Bei Frauen wurde das schon früher, wenn Sie ihre Wehen hatten und der Milcheinschuss nach der Geburt folgte, gemessen.
Heute wissen wir, dass nicht nur die enge Bindung zwischen Frau und Kind, sondern auch die von Frau und Mann durch Körperkontakt und emotionaler Nähe durch Oxytocin begünstigt wird.
Besonders auf Frauen, sie scheinen physiologisch empfänglicher für ein Glücksgefühl ohne sexuellen Kontakt zu sein, wirkt ein hoher Oxytocinspiegel wohltuend und beruhigend. Der Blutdruck wird gesenkt, das Aufregehormon Noradrenalin – ein natürlicher Gegenspieler – wird gedämpft. Als Folge werden weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle bei glücklichen Menschen gesehen.
Somit bestätigt sich: wer glücklich ist, lebt länger.
Ich bin sanft, aber kein Softie
Meine Sanftheit ist meine Stärke
Aus meiner Psycho-Sprechstunde
Mir wird oft geschildert, dass viele Mitmenschen meinen, weil der andere als sanft beschrieben wird, könne man ihn als Schwächling, als Versager, als Softie, als ein Feigling bezeichnen.
Es scheint ganz offensichtlich zu sein, dass Sanftheit mit Schwäche verwechselt wird. Oder dass Sanftheit und persönliche Stärke sich gegenseitig ausschließen würden. Als wenn im Leben nur der weiterkommt, der stets Härte zeigt.
Sanftheit ist Energie von Liebe und Kraft
Hat Ihnen auch schon mal ein Mensch gegenüber gestanden, der mit seiner persönlichen Stärke seine von ihm ausgehende Sanftheit Sie beeindruckt hat? Aus der Friedensbewegung sehen wir viele Persönlichkeiten wie z.B. Martin Luther King oder Gandhi, die von anderen sich nicht beherrschen, kontrollieren oder gar emotional verletzen ließen. Sie ließen sich nicht selbst beschuldigen. Sie taten anderen keine Gewalt an. Sie wussten jeweils, was sie wollten und fühlten und sie wussten, dass sie das Recht haben zu wollen, was sie wollen und zu fühlen, was sie fühlen.
Wenn wir wissen, wie sicher und autark wir uns in unserer eigenen persönlichen Stärke fühlen, strahlen wir unsere Persönlichkeit mit einer gewissen Sanftheit aus, die jenseits von Schwäche und Gewalt andere beeindruckt.
Lassen Sie sich nicht ausnutzen
Wenn Sie Angst davor haben, von anderen kontrolliert zu werden, und selbst Ihre eigene Angst davor zu verbergen suchen, fühlen Sie sich innerlich schwach. Ebenfalls, wenn Sie Missbilligungen von anderen eine ganz besondere Bedeutung für sich selbst zubilligen. Wenn Sie ihrem Ego erlauben, Überzeugungen Dritter nachzugeben, somit die Verantwortung für sich selbst abgeben, dann fühlen Sie ihre Schwäche. Ebenfalls vor dem Hintergrund, andere zu kontrollieren und zu beherrschen. Denn diese sogenannte „Pseudostärke“ basiert auf Angst. Sie ist zu manipulativ. Sie wird bei anderen keine Selbstachtung und Freude bewirken.
Sanftheit – ein Kreislauf von Gefühlen
Ihre Sanftheit ist dann kraftvoll, wenn Sie etwas gegeben haben, aber nichts zurückerwarteten. Denn alleine diese Gedanken daran, würden Ihr Geben einschränken und diesem einen Stempel von Bedingungen aufdrücken. Auch Paare berichten mir von einem stetig zunehmenden Kreislauf von liebevollen Gefühlen untereinander, so sie ein Geben nicht mit einem Nehmen kombinierten.
Härte bringt keine Freude
Ebenfalls zeigt die Geschichte uns, immer wenn versucht wird, die Sanftheit des anderen mit Härte zu zerstören, um nicht die Kontrolle über den anderen zu verlieren, wie ausweglos auf Dauer dieser Weg der kontrollierenden Härte ist. Er mündet in Krieg von Nationen und Gesellschaften.
Gleiches ist auch in Familien zu beobachten. Auch dort finden jeden Tag Kriege statt. Geprägt von der Angst, die Macht und die Kontrolle über den anderen zu verlieren.
Die beste Verteidigung ist die Sanftheit und Liebe
Es gibt keine größere Macht als die aus Sanftheit und Liebe. Sie gibt uns Selbstachtung. Und sie gibt uns Freude. Denn dann sind wir liebevoll und liebenswert. Das fühlen wir. Das können wir leben. Ein Gewinn für uns selbst, für den anderen und für die Gesellschaft.
Mein Partner versinkt in Selbstmitleid
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Eine junge Frau, die in einem Beziehungstief zu ihrem Partner steckt, ist zu mir gekommen, weil sie an sich selbst seit einigen Monaten arbeiten will, um der Beziehung eine neue Qualität zu geben. Leider musste sie feststellen, dass ihr Partner, an sich selbst zu arbeiten, dies ablehnt. Wie so oft sind es im Geschlechterproporz die Frauen, die erkennen, eine gute innige Beziehung falle nicht vom Himmel.
Kann ich etwas für ihn tun?
Heute sagt sie: „es tut mir weh zu sehen, wie er leidet und unsere Beziehung feststeckt.“ Sie sieht, wie er immer unsicherer, leerer und wütender wird. Er wird kränker. „Er müsste doch selbst erkennen, dass er für seine Gefühlswelt mit seiner eigenen Lieblosigkeit zu sich selbst verantwortlich ist“. „Kann ich etwas für ihn tun?“
Diese Fürsorge ist zwar berechtigt aus Sicht der Frau. Aber hier ist ganz klar eine Grenze gesetzt. Die Entscheidung eines Menschen können wir nicht ändern, solange es für ihn nicht wichtig ist, für sein Glück oder Unglück selbst Verantwortung zu übernehmen.
Verantwortung für eigenes Glück und Unglück
Wir sehen zwei Gruppen von Menschen. Auf der einen Seite die, die bereit sind, persönliche Verantwortung für eigenes Glück und Unglück übernehmen zu wollen. Die sich mit ihrer Angst und ihren Schmerzen auseinandersetzen, die ihre bisherigen Erfahrungen und Überzeugungen auf den Prüfstand stellen.
Auf der anderen Seite die, die die Verantwortung für ihr Glück und Unglück für sich selbst ablehnen. Diese sehen nicht den Schaden, den sie in ihrer Partnerschaft anrichten, mit dem sie Glück, Verstehen und Liebe zunichte machen.
Hier sehen wir wieder ein Bild von Abhängigkeiten. Der mit sich selbst Hadernde will andere benutzen. Sie sollen seine eigene Angst, seine Verletztlichkeit, seine Schmerzen, sein Alleinsein oder auch seine Enttäuschung beseitigen, indem sie ihn vor sich selbst schützen. Dabei ist doch ersichtlich, solange er sich mit seinen Ängsten oder Gefühlen nicht selbst auseinandersetzt, wird er in seiner „Mulde“ feststecken.
Weigerung, „innere“ Arbeit zu leisten
Es schmerzt auch einem Therapeuten, wenn er sehen muss, dass Partnerschaften, Beziehungen, Ehen oder Familien „auseinander brechen“, weil ein Teil oder sogar beide Teile sich einer „eigenen inneren“ Arbeit verweigern. Wenn einer oder beide nicht bereit sind, etwas dagegen zu tun, andere Lösungs-Prioritäten setzen, muss auch der „Hilfegebende“ erkennen, nichts mehr tun zu können.
Wenn die Sehnsucht und die innere Überzeugung, für sich selbst und für andere ein liebevoller Mensch zu sein oder auch zu werden, nicht vorhanden ist, ist eine Sinnkrise einer Verbindung zweier Menschen kaum oder nicht zu lösen. Wie weh das auch tut.
Schutzmechanismen ablegen = Angst größer als Sehnsucht
Sie können noch so viele Ratgeber-Bücher lesen, Gruppenmeetings oder Workshops besuchen, wenn Ihre eigene Angst größer als Ihre Sehnsucht nach Liebe, Glück und erfüllter eigener persönlicher „Ganzheit“ ist, werden Sie aus diesem tiefen Tal des „Alleinseins“ nicht herauskommen. Aber Sie können es schaffen, wenn Sie mit sich selbst ins Reine kommen wollen. Wie sagt der Volksmund: „Sie sind Ihres Glückes Schmied“.
Die Fessel unseres Ego

Rolf Goertz
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Über 60 Prozent der Missverständnisse zwischen Männern und Frauen (eigene Praxis-Feststellung) sind lokalisiert in der Sexualität. Er will Sex, sie nicht.
Dieses Dilemma offenbart in der Regel einen Mangel an emotionaler Nähe. Er benutzt Sex als Druckmittel, einen Kontakt mit seiner Partnerin oder seiner Frau herzustellen. Sie lehnt diesen körperlichen Druck ab. Sie hingegen möchte erst eine emotionale Nähe spüren, ob ihr Mann oder Partner für sie „offen“ ist.
Sex zur Selbstbestätigung
Viele Männer benutzen Sex zur eigenen lustvollen Selbstbestätigung. Dann erst fühlen sie sich gut. Ein fataler Irrtum. Sie glauben nämlich, ihre guten Gefühle kämen alleine daher, wenn sie eine sexuelle Beziehung haben. Aber in einer solchen „Sex-Sucht-Beziehung“ fühlt sich der andere Partner eingeengt. Ein entspannender Kontakt kommt auf diesem Level nicht zustande. Als Folge fühlen sich beide Partner mies, denn sie verstehen nicht, warum keine Verbindung entsteht.
Sex auf der Basis des Ego
Wenn alleine der Sex auf der Basis des Ego praktiziert wird, geschieht dies in der Absicht, etwas zu „bekommen“ wie Liebe, Bestätigung, Entspannung, Orgasmus. Wenn er sagt:“Komm, ich möchte dich lieben, dann sind wir doch ganz nah“, spürt sie etwas ganz anderes. Wenn er sie nämlich lieben würde, dann würde er auf einen aufgezwungenen Sex verzichten. Hier fehlt die Komponente des Gebens. Übrigens gilt das auch in vertauschten Rollen für die Frau, wenn sie ihre „andere Hälfte“ zu überreden versucht.
Sexuelle Probleme entstehen dann, wenn sich Ängste und Überzeugungen des Ego auf der Seite des Habenwollens in eine Beziehung einnisten. Hier fehlt jeglicher emotionaler Kontakt. Mithin lässt sich ein Ehe- oder Partner-Leben – getragen von einer lustvollen Ganzheit und einem tiefen Mitgefühl für den Anderen – nicht aufbauen.
„Was ist los in deutschen Betten? Warum gehen soviele fremd?
Ich wurde jüngst von einem Kollegen gefragt: stellst du auch in deiner Sprechstunde fest, dass viele Klienten – ob Partner aus der Ehe oder aus Partnerschaften kommend – einfach so fremdgehen? Dies musste auch ich leider – zunehmend – bejahen.
Viele wollen testen, wie sie auf das andere Geschlecht noch so wirken, obwohl sie fest gebunden sind. Sie wollen einfach zu einem guten Essen eine süße Nachspeise kosten. Darüber sich ernsthaft Gedanken, was sie damit in ihrer Partnerschaft auslösen, machen sich die wenigsten. Denn der Kater kommt bestimmt. Der Katzenjammer auch.
Die Affäre wartet schon
Wenn ich in meiner Sprechstunde nachfrage, warum und wieso, höre ich als Antwort: „Mein erlebter Sex mit meiner Partnerin ist mir zu langweilig. Ich habe andere Sexfantasien, die ich so in meinem Bett nicht ausleben kann.“ Ein anderer sagte mir: „Meine Lebenszeit, die mir für ein aktives zufriedenstellendes Sexspiel bleibt, ist begrenzt. Warum soll ich weiter zuwarten, (Bemerkung: er war 35 Jahre alt) später schwächelt meine Libido, und was bleibt mir dann??? Dann habe ich eine unzufriedene Partnerin, die dann ebenfalls Sexersatzpartner sucht.“
Ja, wenn der eine mit dem anderen nicht miteinander redet, wenn das Liebesleben ausgeklammert wird, wenn Fantasien nicht mitgeteilt werden, wenn keine Offenheit über heimliche Wünsche mit dem Partner oder der Partnerin geschaffen wird, dann ist die Basis des Fremdgehens gelegt. Die Affäre wartet schon um die Ecke.
Kaum Zeit, miteinander zu reden
Von den hilfesuchenden Paaren höre ich immer wieder, sie schaffen es nicht, sich ausgiebig miteinander zu unterhalten. Das Lebenskarusell dreht sich – ob der beruflichen oder gesellschaftlichen Lebensumstände – so schnell, dass sie einfach keine Zeit finden, miteinander zu kommunizieren. Ist eine Zeitoase gefunden, muss alles schnell gehen. Bemühen wir wieder die Statistik: Zeitdauer der Paargespräche miteinander pro Tag etwa maximal 400 Sekunden. Aber wie können in dieser kurzen Zeitspanne Schwierigkeiten und Missverständnisse gelöst und ein neues vertrauensvolles Miteinander in einer Beziehung aufgebaut werden?
Ziel Nr. 1 = Gemeinsame Zeitinsel
Schaffen Sie sich eine gemeinsame „Zeitinsel“. Bauen Sie diese in Ihren Tagesplan ein. Es ist zwingend notwendig, miteinander zu reden. Nicht oberflächlich. Ein geduldiges Zuhören wird abverlangt. Dies setzt einen respektvollen Umgang miteinander voraus. Ausreden lassen. Nicht ins Wort fallen. Nichts verdrehen. Wortinhalte und Wortzusammenhänge auch so zu verstehen, wie der andere es gemeint hat.
Ziel Nr. 2 = Sich selbst verstehen
Wenn Sie sich selbst nicht verstehen, wenn Sie mit sich selbst nicht im reinen sind, wie können Sie dann den anderen verstehen? Oder wie können Sie sich aufbauende Eskalationen der Missverständnisse „aufdröseln“? Hierbei gilt: ordnen Sie Ihr Innenleben. Räumen Sie mit Ihren eigenen Unklarheiten auf. Denn nur so schaffen Sie sich ein notwendiges starkes Selbstbewusstsein, um im Meer der Missverständnisse Kurs zu halten. Angehäufte Unklarheiten in einer Paarbeziehung untergraben jedes Vertrauen. Bindungskräfte gehen verloren. Kriegsschaukämpfe bauen sich auf. Lassen Sie also Ihre Ritterrüstung liegen. Wenn Sie sich selbst verstehen, können Sie den anderen ebenfalls verstehen.
Ziel Nr. 3 = Erziehen Sie Ihren Partner nicht
Wie Ihr Partner oder Ihre Partnerin denkt, was er fühlt, wie er/sie was bewertet, einordnet oder sieht – dafür sind Sie nicht zuständig. Ebenso sind die Worte: „Du musst“, „Du sollst“ unbedingt aus Ihrem Vokabular zu streichen. Jeder Zwang ist kontraproduktiv für ein vertrauensvolles Miteinander.
Kraftvolles Miteinander
Und dieses vertrauensvolle Miteinander braucht Kraft aus Ihrer Mitte. Hierfür öffnen Sie Ihr Herz. Lassen Sie dabei Ihre Gefühle sprechen. Pflegen Sie Ihr eigenes Gefühlsband. Aber auch dieses gemeinsame Fühlen braucht Zeit und Vertrauen, Geduld und gegenseitige Achtsamkeit. Wenn das Miteinander irgendwie abgekühlt ist, arbeiten Sie aktiv daran, es wieder aufzubauen. Eines ist sicher: Vertrauen in einer Partnerschaft fällt nicht vom Himmel …
Kräfte mobilisieren – weg mit dem Partnermief
Aus meiner Sprechstunde
Läuft es nicht so richtig rund in Ihrer Partnerschaft wie Sie es sich gerne vorstellen? Hakt es hier und dort? Leiden Sie darunter, wenn der eine den anderen nicht mehr so richtig versteht? Haben Sie Angst vor „hausgemachten“ Problemen, die sich immer mehr auftürmen? Sehen Sie vor lauter Wald keine Bäume mehr?
Eines vorweg: haben Sie keine Angst vor Problemen. Sie können lernen, mit diesen umzugehen. Und wenn Sie eine Krise gemeistert haben, werden Sie gestärkt aus ihr hervorgehen. Denn ganz wichtig ist, dass Sie Ihre Probleme nicht im Raum stehen lassen. Also aussitzen wollen. Gehen Sie diese ganz entschieden aktiv an und versuchen Sie, diese zu lösen.
Ich habe in meiner langjährigen Paarberatung in meinem Institut Balance Ltd. immer wieder feststellen können, dass einem Großteil der Partnerschaftsprobleme die gleiche Kausalität zugrunde liegt. Herauskristallisiert haben sich folgende 6 Probleme und deren Lösungen:
1. Zu Wenig Kommunikation
Hier sind die meisten Probleme zu finden. Der eine sitzt im Wohnzimmer und schaut fern und die andere macht oben die Schlafzimmer sauber. Oder die oder der werkelt in der Küche und die oder der liegt auf dem Sofa ganz entspannt vertieft in seine Lektüre.
Hierbei wird nicht miteinander gesprochen. Die Sprachlosigkeit nimmt immer mehr Raum ein. Und nach einer gewissen Zeit wird sich gefragt, habe ich für den anderen Partner keinen Wert mehr, dass er mich so negiert?
Kommt eine kleine zaghafte Frage, wird mit einer sich erhebenden Stimme lauter geantwortet. So funktioniert das nicht.
Signalisieren Sie: ich habe Zeit für Dich!
Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche miteinander. Kommen Sie aus Ihrer Sprachlosigkeit heraus. Wenn das Sprechen miteinander zu Hause nicht klappt, gehen Sie z.B. zum Essen ins Restaurant. Hören Sie dem anderen zu, signalisieren Sie ihm mit Ihrer Körperhaltung, ja, ich habe dich verstanden. Lassen Sie falsche Emotionen außen vor. Bleiben Sie auf einer sachlichen Ebene. Dann bleibt das Gespräch konstruktiv und führt Sie aus einer emotionalen Enge heraus.
2. Geldsorgen = Finanzielle Enge
Es ist fatal, wenn Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin einen Lebensstil vorgaukeln, der nicht auf einer “gesunden” Basis steht. Seien Sie ehrlich dem anderen gegenüber. Werfen Sie ihm/ihr keine gehabten finanziellen Ausgaben vor, die zeitlich schon “Schnee” von gestern sind.
Finanz-Budget-Plan muss her
Paare, die diese finanzielle Enge haben, sind gehalten, hier ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Springen Sie dabei über Ihren Schatten, der u.U. Sie daran hindern könnte.
Machen Sie einen Finanzplan über alle Ausgaben und Einnahmen. Gönnen Sie jedem Partner die “Luft zum Atmen”. Setzen Sie sich dabei kurz- und langfristige Ziele, wie Sie aus dem momentanen Dilemma wieder herauskommen und die Zukunft aktiv angehen können.
3. Hausarbeiten
Organisieren Sie beide die Erledigung der häuslichen Arbeit in einem Gleichgewicht. Hierbei schreiben Sie gemeinsam eine Liste, wer, was, wann und wie zu machen hat. Wägen Sie die Zumutbarkeit gleichgewichtig ab. Aber vergessen Sie dabei nicht, wer was besonders gerne machen will.
Hier bleiben Sie offen und kreativ für andere Lösungen. Ein Merksatz ganz besonders: versuchen Sie nicht, den anderen auf irgendeine Weise zu “bestrafen”.
4. Mangelndes Vertrauen
Ist Ihnen das Vertrauen zum anderen Partner verloren gegangen? Dann ist es höchste Zeit, dieses zurückzugewinnen. Denn Vertrauen ist für eine Partnerschaft außerst lebenswichtig.
Seien Sie dabei ehrlich zu sich selbst. Lassen Sie das: entweder nur agieren oder reagieren. Wollen Sie den anderen verletzen oder blamieren? Holen Sie einfach mal tief Luft, um die Schärfe heraus zu nehmen. Aber entschuldigen Sie sich, wenn Sie falsch gelegen haben.
Versuchen Sie, wieder Vertrauen in den anderen zu entwickeln. Aber lügen Sie nicht. Und setzen Sie auch keine Notlügen in die Welt. Vermeiden Sie absolut Dinge zu sagen, die Sie nicht mehr zurücknehmen können.
Respektieren Sie die Grenzen Ihres Partners. Lassen Sie die Eifersucht außen vor. Reden Sie fair miteinander und hören Sie dem anderen zu. Seien Sie ein guter Zuhörer.
5. Zu wenig Sex
Ein ganz starkes Band in einer guten Partnerschaft ist das Liebesspiel und der Liebesakt. Es schweißt Sie beide zusammen. Es stärkt Ihr Fundament, körperlich wie seelisch.
Aber setzen Sie sich dabei nicht unter Druck. Dies gilt für beide. Wenn Sie beide in einem starken beruflichen “Stress” stehen, planen Sie Ihre Stunden der Liebe bewusst ein.
Hegen Sie dabei keine allzu großen Erwartungen. Genießen Sie Berührungen, die Ihnen Ihr Partner schenkt. Aber fordern Sie nichts, wenn der andere schon im Halbschlaf versinkt.
6. Kein Lob für den Partner
Machen Sie Ihre Partnerschaft zur wichtigsten Aufgabe in Ihrem Leben. Denn Sie hält nicht von alleine. Wenn der Glanz einmal abhanden gekommen ist mit der Zeit, glauben Sie, es kommt alles wieder von alleine ?
Wertschätzen Sie Ihren Partner
Denken Sie an die Zeit zurück, als Sie sich beide kennen lernten. Machen Sie sich wieder Komplimente. Drücken Sie Ihrem Partner Ihre Wertschätzung aus. Zeigen Sie gegenseitiges Interesse. Und loben Sie ihn.
Sagen Sie ihm ruhig: Ich schätze dich sehr! Ich freue mich auf den Tag mit dir…
Einem Hoch folgt ein Tief
Resümme´: Mit diesen Tipps können Sie Ihre partnerschaftlichen Probleme neu angehen. Lernen Sie, Ihre Probleme zu lösen. Sie können nur dabei gewinnen. Auch für die Zukunft. Auch Ihre Partnerschaft ist wie im realen Leben: einem Hoch folgt ein Tief. Es geht auf und ab.
Aber denken Sie nicht darüber nach: nur mit irgendjemand anderem können Sie ausschließlich Ihre Probleme lösen. In meiner Beratung hat sich fast immer wieder gezeigt, dem einen Partner folgt ein ähnlicher, und die ungelösten Probleme folgen Ihnen auch.
Ziehen Sie einen Schlussstrich
Aus meiner Paar-Beratung„Ich kann es in meiner Beziehung nicht mehr aushalten! Mein Partner raubt mir meine letzte Energie! Ich gehe vor die Hunde, wenn das so weitergeht!“
Mir sitzt in der Beratung eine junge hübsche Frau gegenüber, die sehr niedergeschlagen wirkt. „Was soll ich tun?“ Wie oft höre ich diese Fragen.
Kein Rezept für jeden
Jeder Fall ist einzigartig. Ein Rezept für alles und für jeden gibt es nicht. Aber es lohnt sich schon, eine schlecht gelebte Beziehung nüchtern zu hinterfragen.
Wenn die Handlungs- und Lernbereitschaft des Paares erschöpft ist, wenn keine Motivation neu aufbauend weiterzumachen mehr vorhanden ist, das eigene körperliche Reservoir ausgepumpt ist, dann sollten Sie einen Schlussstrich ziehen.
Lähmende Lebensenergien machen krank
Wenn vermehrt Ängste, lähmende „Lebensenergien“, die einem den Schlaf rauben, Raum greifen, dann ist der Zeitpunkt gekommen, dem Partner oder der Partnerin Tschüss zu sagen.
Gelebte Stressgefühle senken Ihre Konzentration im Beruf, im Alltagsleben, in Ihrer Freizeit. Sie machen krank.
Nehmen Sie Ihre „letzte“ Energie, trennen Sie sich an einem Ort, der frei von Emotionen ist. Aber auch, wo keine Emotionen aufkommen können.
Einen klaren Schlussstrich ziehen
Platzieren Sie Freunde oder Bekannte in Ihrer Nähe, um letztendlich eine Verhaltenskontrolle sicherstellen zu können.
Drücken Sie dem anderen Ihren Schmerz aus. Bedanken Sie sich für eine gut gelebte Zweisamkeit. Zeigen Sie einen Weg des Neuanfangs für jeden einzelnen auf.
Aber lassen Sie sich auf keine Versprechungen über eventuell angedachte Fortsetzungen der „kaputten“ Beziehung ein. Ziehen Sie ein klaren Schlussstrich.
Wenn Sie wieder alleine sind, schreiben Sie Ihre Gedanken auf. Wenn Sie über all das weinen müssen, weinen Sie. Lassen Sie es zu. Heulen Sie – wenn es sein muss – ein ganzes Kopfkissen voll.
Denn das macht Sie wieder frei. Treiben Sie Sport. Schaffen Sie sich sinnvolle Beschäftigungen. Hängen Sie keinen „Alt-Gedanken“ nach. Dann werden Sie bald auch wieder neue Pläne schmieden.
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Projektplan für Männer
Ich habe oft in meinen Paar-Sprechstunden erlebt, dass Männer förmlich überrannt werden von den Wünschen, Zielen, Anforderungen von Frauen an ihre Männer, wie sie sich eine Ehe oder eine Partnerschaft vorstellen. Gleichfalls scheint sich in den nachfolgenden Diskussionen zu bestätigen, dass Männer ein „Projekt Ehe“ oder ein „Projekt Partnerschaft“ nicht auf ihrem „Arbeitsplan“ haben.
Viele Männer meinen, testosterongeschwängert mit ihrem Drang der Erfüllung ihrer Frau oder Partnerin beiwohnen zu können. Sie sind überrascht, wenn die Frau auf einmal sagt: Und Tschüss Mann. Leider erfolgt die Kenntnis der Unterschiedlichkeit eines Zusammenlebens erst, wenn sie miteinander verheiratet oder eine feste Partnerschaft eingegangen sind.
Über meinen Projektplan: „Führerschein Ehe/Partnerschaft“ werde ich in späteren Beiträgen berichten, denn dieser fehlt offensichtlich. Also hierzu später mehr.
Von Natur liebenswert
Zum „Weibe“ fühlten sich die Männer schon immer in ihrer Menschheitsgeschichte hingerissen. Die Essenz des Weiblichen ist ja die Liebe. Aber dies zu fördern, anzuerkennen und zu unterstützen fehlt scheinbar des öfteren bei Männern, die kulturhistorisch patriarchalisch mit diesem Dilemma erzogen wurden.
Fremdgehen – Wink mit Zaunpfahl
Was glaubt ein Mann zu verstehen, wenn er sie mit einem anderen sieht. Hinterfragt er sich, ob er genug Aufmerksamkeit und Liebe in das Zusammenleben eingebracht hat? Denn mit Potenz ist es nicht alleine getan. Seine Frau oder Partnerin führt ihm ihre Attraktivität in diesem Fall halt mit einem anderen vor.
Das Fließen von Liebe, das Strahlen in ihren Augen sind Ausdruck einer innigen Verbundenheit von Mann und Frau. Der Volksmund sagt: wo nichts ist, kommt auch nichts. Dabei kann es für den Mann so einfach sein, das Gefühl einer stabilen Verbundenheit selbst mit kleinen Aufmerksamkeitsimpulsen zu vermitteln.
Frauen lieben Überraschungen
Natürlich ist es für den Mann gut, wenn Geburtstage, Hochzeitstage, Kennenlerntage o.ä. auf dem PC oder Handy gespeichert sind, um Standardgrüße oder Standardblumensträuße – nicht nur von der Tankstelle – rüberzubringen. Eine Frau aber will ständig neu erobert werden. Also rufen Sie sie einfach mal von unterwegs kurz an, sagen Sie ihr: „ich musste gerade so stark an dich denken“. Oder bauen Sie ein gemeinsames Essen in Ihrem Restaurant ein. Zeigen Sie als Mann Ihrer Frau das Besondere des Augenblicks.
Unsere Institutsmaxime
Der wichtigste Moment in Ihrem Leben ist der gegenwärtige Augenblick, der wichtigste Mensch in ihrem Leben ist der, der Ihnen gerade gegenüber steht, das wichtigste Werk in Ihrem Leben ist die Liebe.
Wir freuen uns in der Redaktion von www.apo-vital.de über Ihre Meinungen zu diesem Thema.
Macht Liebe blind? Können Sie mit Ihrem Partner über Sex reden? Defizite des sexuellen Wissens
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Ich hatte vor nicht allzulanger Zeit eine 25jährige Klientin, die um Aufklärung ihres 27jährigen Partners zwecks Kenntnisauffrischung anatomischer weiblicher Strukturen bat, damit es im Bett besser funktionieren möge. Beide verfügten über Hochschulreife und Studium.
Es kristallisierte sich im Rahmen der „Aufklärung“ heraus, dass das sexuelle Wissen bei beiden sehr entwicklungsfähig war. Und, was ganz wichtig und entscheidend war, sie konnten nicht gemeinsam darüber sprechen, was evtl. zu tun oder zu verbessern wäre.
Sexuelle Kommunikation! Sexuelle Kompetenz
Amerikanische Sexforscher kommen bei diesen Punkten direkt auf ihre Lernprogramme der „Sexuellen Intelligenz“ zu sprechen. Dort muss alles gemessen, berechnet und bewertet werden. Aber hierzulande ist es immer noch ein Unterschied, sein Wissen in die Tat umzusetzen.
Sich einfühlen
Aber der ist „klug im Bett“, der sich in den Partner einfühlt. Wenn er aufmerksam ist und erahnt, wie der Partner reagiert. Ganz entscheidend ist meines Erachtens, der die Andersartigkeit des Partners akzeptiert. Seine eigenen Wunschvorstellungen nicht denen die des Partners überstülpen will.
Die Devise sollte sein: den anderen ernst nehmen. Ihn so nehmen, wie er ist. Das heißt für sich selbst, dem anderen gegenüber sich so zu verhalten, wie man es möchte, dass der oder die sich einem selbst gegenüber verhält.
Erotik im Kopf?
Wenn einer/e zuviel Erotik im Kopf hat, dann heißt es nicht automatisch, ist er/sie auch besonders gut im Bett. Der griechische Philosoph Sokrates zum Beispiel führte eine diesbezüglich schlechte Ehe. Er pflegte die Erotik im Geiste. Er nannte sich ja selbst ‚Hebamme‘, also ein Geburtshelfer von Ideen. Aber da seine Ehefrau Xanthippe immer mit ihm schimpfte, lernte er durch diese Diskussionen schnell hinzu. Hier zeigt sich, es ist einfacher, über Sex zu reden oder zu schreiben, als Sex zu haben.
Im Grunde heißt es: reden Sie mit Ihrem Partner oder mit Ihrer Partnerin über die Dinge, die gut für Sie sind. Wenn Ihre Intelligenz im „Schlafzimmer“ nicht wie die Schokolade in der Sonne schmilzt, dann steht einem erfüllten Sexleben auch nichts im Wege. Eros und Verstand schließen sich ja nicht aus.