Vom 15. März an bekommen Frauen sie -die Pille danach- rezeptfrei in der Apotheke. Für Frauen in Frankreich, Belgien oder Dänemark war dies schon seit Jahren gängige Praxis. Etwa 400000 Frauen in Deutschland erleben jährlich Verhütungspannen. Kondom geplatzt. Anti-Baby-Pille vergessen. Dann muss es meistens schnell gehen, um einer ungewollten Schwangerschaft zu entgehen. Die sogenannte „Pille danach“ sollte in einem Zeitfenster von 5 Tagen nach dem Akt eingenommen werden, um eine Verhütungswirkung zu entfalten. Nach diesem Zeitfenster kann nur noch eine ausschließliche Beratung beim Arzt erfolgen.
Abgabepraxis beim Apotheker
Sicherlich ist es nicht jedermanns Sache, dem Apotheker in einem vertraulichen Gespräch beispielsweise von dem abgerutschten oder geplatztem Kondom am Schalter zu erzählen, wenn hinter einem Menschen mit triefenden Nasen stehen und „lange“ Ohren haben. Wie dem auch sei, der Apotheker entscheidet selbst, wem er die Pille gibt oder nicht. Empfohlen wird von Seiten der Apothekerkammer, die Pille nur Betroffenen auszuhändigen. Nicht an Freunde oder an Familienangehörige. Ebenfalls ist das Alter zu berücksichtigen. Bei Mädchen unter 14 Jahren soll eine Beratung beim Arzt erfolgen. Bis zu einem Alter von 20 Jahren erstatten übrigens die Krankenkassen die Kosten der Pille danach, wenn eine ärztliche Verschreibung vorliegt.
Wie wirkt die Pille danach?
Sie verhindert, dass sich eine Eizelle aus den Eierstöcken löst und in Richtung Gebärmutter weiterwandert. Sie verschiebt den Eisprung. Somit sterben die männlichen Spermien „erfolglos“ ab. Um also eine Befruchtung einer Eizelle zu verhindern, muss die Einnahme der Pille danach so schnell wie möglich eingenommen werden. Ist ein Eisprung bereits erfolgt und es hat eine Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter stattgefunden, kommt das Medikament zu spät. Eine bestehende Schwangerschaft kann also durch die Pille danach nicht verhindert werden. Hierfür wirkt sie nicht.
Gibt es mehrere Wirkstoffe auf dem Markt?
Ja, gibt es. Zwei Wirkstoffe sind für die Notfallverhütung auf dem deutschen Markt zugelassen. Die Substanz Levonorgestrel unter dem Handelsnamen Pidana und die Substanz Ulipristalacetat unter dem Handelnamen Ellaone. Der größte Unterschied zwischen den zwei Wirkstoffen ist die Zeitspanne, für die sie zugelassen sind. Bei Pidana gilt das Zeitfenster von 72 Stunden (3 Tage) nach der Verhütungspanne, bei Ellaone gilt bis zu 120 Stunden (5 Tage). Weiterhin ist ein Preisunterschied beider Mittel evident: Ellaone® ist mit 35 Euro fast doppelt so teuer als Pidana® mit etwa 18 Euro.
Welche Nebenwirkungen?
Beide Substanzen sind untereinander vergleichbar. Beide gelten als relativ gut verträglich. Es kann allerdings auch zu Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Spannungsgefühl in der Brust, Schmerzen im Unterbauch sowie zu einer verspäteten, stärkeren Regelblutung kommen. Im Allgemeinen wird empfohlen, um z.B. die Übelkeit zu vermeiden, vor der Einnahme der Pille etwas zu essen.
Was ist noch zu beachten
Die Regelblutung kann etwas früher oder später auftreten. Falls sie mehr als sieben Tage ausbleibt, sollte ein Schwangerschaftstest mit anschließendem Gang zum Arzt vorgenommen werden.
Eines sollte hierbei klar sein: Die „Pille danach“ ist und bleibt eine Notfallverhütung. Sie schützt keinesfalls vor Geschlechtskrankheiten. Und ist kein Freifahrtschein eines sexuellen Leichtsinns.