Artikel-Schlagworte: „Ängste“
Mein Partner versinkt in Selbstmitleid
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Eine junge Frau, die in einem Beziehungstief zu ihrem Partner steckt, ist zu mir gekommen, weil sie an sich selbst seit einigen Monaten arbeiten will, um der Beziehung eine neue Qualität zu geben. Leider musste sie feststellen, dass ihr Partner, an sich selbst zu arbeiten, dies ablehnt. Wie so oft sind es im Geschlechterproporz die Frauen, die erkennen, eine gute innige Beziehung falle nicht vom Himmel.
Kann ich etwas für ihn tun?
Heute sagt sie: „es tut mir weh zu sehen, wie er leidet und unsere Beziehung feststeckt.“ Sie sieht, wie er immer unsicherer, leerer und wütender wird. Er wird kränker. „Er müsste doch selbst erkennen, dass er für seine Gefühlswelt mit seiner eigenen Lieblosigkeit zu sich selbst verantwortlich ist“. „Kann ich etwas für ihn tun?“
Diese Fürsorge ist zwar berechtigt aus Sicht der Frau. Aber hier ist ganz klar eine Grenze gesetzt. Die Entscheidung eines Menschen können wir nicht ändern, solange es für ihn nicht wichtig ist, für sein Glück oder Unglück selbst Verantwortung zu übernehmen.
Verantwortung für eigenes Glück und Unglück
Wir sehen zwei Gruppen von Menschen. Auf der einen Seite die, die bereit sind, persönliche Verantwortung für eigenes Glück und Unglück übernehmen zu wollen. Die sich mit ihrer Angst und ihren Schmerzen auseinandersetzen, die ihre bisherigen Erfahrungen und Überzeugungen auf den Prüfstand stellen.
Auf der anderen Seite die, die die Verantwortung für ihr Glück und Unglück für sich selbst ablehnen. Diese sehen nicht den Schaden, den sie in ihrer Partnerschaft anrichten, mit dem sie Glück, Verstehen und Liebe zunichte machen.
Hier sehen wir wieder ein Bild von Abhängigkeiten. Der mit sich selbst Hadernde will andere benutzen. Sie sollen seine eigene Angst, seine Verletztlichkeit, seine Schmerzen, sein Alleinsein oder auch seine Enttäuschung beseitigen, indem sie ihn vor sich selbst schützen. Dabei ist doch ersichtlich, solange er sich mit seinen Ängsten oder Gefühlen nicht selbst auseinandersetzt, wird er in seiner „Mulde“ feststecken.
Weigerung, „innere“ Arbeit zu leisten
Es schmerzt auch einem Therapeuten, wenn er sehen muss, dass Partnerschaften, Beziehungen, Ehen oder Familien „auseinander brechen“, weil ein Teil oder sogar beide Teile sich einer „eigenen inneren“ Arbeit verweigern. Wenn einer oder beide nicht bereit sind, etwas dagegen zu tun, andere Lösungs-Prioritäten setzen, muss auch der „Hilfegebende“ erkennen, nichts mehr tun zu können.
Wenn die Sehnsucht und die innere Überzeugung, für sich selbst und für andere ein liebevoller Mensch zu sein oder auch zu werden, nicht vorhanden ist, ist eine Sinnkrise einer Verbindung zweier Menschen kaum oder nicht zu lösen. Wie weh das auch tut.
Schutzmechanismen ablegen = Angst größer als Sehnsucht
Sie können noch so viele Ratgeber-Bücher lesen, Gruppenmeetings oder Workshops besuchen, wenn Ihre eigene Angst größer als Ihre Sehnsucht nach Liebe, Glück und erfüllter eigener persönlicher „Ganzheit“ ist, werden Sie aus diesem tiefen Tal des „Alleinseins“ nicht herauskommen. Aber Sie können es schaffen, wenn Sie mit sich selbst ins Reine kommen wollen. Wie sagt der Volksmund: „Sie sind Ihres Glückes Schmied“.
Die Fessel unseres Ego

Rolf Goertz
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Über 60 Prozent der Missverständnisse zwischen Männern und Frauen (eigene Praxis-Feststellung) sind lokalisiert in der Sexualität. Er will Sex, sie nicht.
Dieses Dilemma offenbart in der Regel einen Mangel an emotionaler Nähe. Er benutzt Sex als Druckmittel, einen Kontakt mit seiner Partnerin oder seiner Frau herzustellen. Sie lehnt diesen körperlichen Druck ab. Sie hingegen möchte erst eine emotionale Nähe spüren, ob ihr Mann oder Partner für sie „offen“ ist.
Sex zur Selbstbestätigung
Viele Männer benutzen Sex zur eigenen lustvollen Selbstbestätigung. Dann erst fühlen sie sich gut. Ein fataler Irrtum. Sie glauben nämlich, ihre guten Gefühle kämen alleine daher, wenn sie eine sexuelle Beziehung haben. Aber in einer solchen „Sex-Sucht-Beziehung“ fühlt sich der andere Partner eingeengt. Ein entspannender Kontakt kommt auf diesem Level nicht zustande. Als Folge fühlen sich beide Partner mies, denn sie verstehen nicht, warum keine Verbindung entsteht.
Sex auf der Basis des Ego
Wenn alleine der Sex auf der Basis des Ego praktiziert wird, geschieht dies in der Absicht, etwas zu „bekommen“ wie Liebe, Bestätigung, Entspannung, Orgasmus. Wenn er sagt:“Komm, ich möchte dich lieben, dann sind wir doch ganz nah“, spürt sie etwas ganz anderes. Wenn er sie nämlich lieben würde, dann würde er auf einen aufgezwungenen Sex verzichten. Hier fehlt die Komponente des Gebens. Übrigens gilt das auch in vertauschten Rollen für die Frau, wenn sie ihre „andere Hälfte“ zu überreden versucht.
Sexuelle Probleme entstehen dann, wenn sich Ängste und Überzeugungen des Ego auf der Seite des Habenwollens in eine Beziehung einnisten. Hier fehlt jeglicher emotionaler Kontakt. Mithin lässt sich ein Ehe- oder Partner-Leben – getragen von einer lustvollen Ganzheit und einem tiefen Mitgefühl für den Anderen – nicht aufbauen.
Hilfe, ich komme mit meinen Fehlern nicht klar
Aus meiner Psycho-Sprechstunde
Vertuschen Sie gerne Ihre Fehler? Denken Sie, dass Fehler ein Makel Ihrer Persönlichkeit sind? Denken Sie, dass Dritte Ihre Fehler nicht bemerken?
Kein Mensch ist vollkommen. Ich nicht. Sie auch nicht. Aber warum erwecken Sie mit ihrem Getue, mit Ihrem Vorhaben bei anderen den Eindruck, wie vollkommen Sie sind?
Kein Platz für Lügner
Anstatt aus Fehlern zu lernen, verkrampfen viele in dem Bemühen, mehr Schein als Sein zu demonstrieren. Die Angst, das Gesicht zu verlieren, nimmt dabei immer mehr Raum in Ihrem Handeln ein. Oder Sie beginnen, sich Alibi-Geschichten auszudenken, um einen Fehler zu beschönigen. Aber dies ist – vorweg gesagt – fatal. Die Position eines Lügners wird Sie dabei immer mehr zwingen, die gleichen Fehler zu machen.
Erzählen Sie keine Alibi-Geschichten
Ihr angestrebter Erfolg wird daurch immer mehr in die Ferne rücken, denn durch diese Alibi-Geschichten werden Sie in der Weiterentwicklung Ihrer Persönlichkeit gehemmt sein. Bleiben Sie ehrlich.
Keiner ist vollkommen
Die Selbsterkenntnis, Fehler zu machen oder gemacht zu haben, stärkt Sie in Ihrem Bemühen, aus Ihren Fehlern zu lernen. Denn kein Mensch ist vollkommen.
Lernen Sie aus Fehlern
Daher nutzen Sie Ihre Fehler, um Ihre Strategie des Weiterkommens in Ihrem Leben zu überprüfen. Denn nur so können Sie in Ihrer eigenen Persönlichkeit wachsen. Und dies werden andere zu schätzen wissen.