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Die Fessel unseres Ego

Rolf Goertz
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Über 60 Prozent der Missverständnisse zwischen Männern und Frauen (eigene Praxis-Feststellung) sind lokalisiert in der Sexualität. Er will Sex, sie nicht.
Dieses Dilemma offenbart in der Regel einen Mangel an emotionaler Nähe. Er benutzt Sex als Druckmittel, einen Kontakt mit seiner Partnerin oder seiner Frau herzustellen. Sie lehnt diesen körperlichen Druck ab. Sie hingegen möchte erst eine emotionale Nähe spüren, ob ihr Mann oder Partner für sie „offen“ ist.
Sex zur Selbstbestätigung
Viele Männer benutzen Sex zur eigenen lustvollen Selbstbestätigung. Dann erst fühlen sie sich gut. Ein fataler Irrtum. Sie glauben nämlich, ihre guten Gefühle kämen alleine daher, wenn sie eine sexuelle Beziehung haben. Aber in einer solchen „Sex-Sucht-Beziehung“ fühlt sich der andere Partner eingeengt. Ein entspannender Kontakt kommt auf diesem Level nicht zustande. Als Folge fühlen sich beide Partner mies, denn sie verstehen nicht, warum keine Verbindung entsteht.
Sex auf der Basis des Ego
Wenn alleine der Sex auf der Basis des Ego praktiziert wird, geschieht dies in der Absicht, etwas zu „bekommen“ wie Liebe, Bestätigung, Entspannung, Orgasmus. Wenn er sagt:“Komm, ich möchte dich lieben, dann sind wir doch ganz nah“, spürt sie etwas ganz anderes. Wenn er sie nämlich lieben würde, dann würde er auf einen aufgezwungenen Sex verzichten. Hier fehlt die Komponente des Gebens. Übrigens gilt das auch in vertauschten Rollen für die Frau, wenn sie ihre „andere Hälfte“ zu überreden versucht.
Sexuelle Probleme entstehen dann, wenn sich Ängste und Überzeugungen des Ego auf der Seite des Habenwollens in eine Beziehung einnisten. Hier fehlt jeglicher emotionaler Kontakt. Mithin lässt sich ein Ehe- oder Partner-Leben – getragen von einer lustvollen Ganzheit und einem tiefen Mitgefühl für den Anderen – nicht aufbauen.
Macht Liebe blind? Können Sie mit Ihrem Partner über Sex reden? Defizite des sexuellen Wissens
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Ich hatte vor nicht allzulanger Zeit eine 25jährige Klientin, die um Aufklärung ihres 27jährigen Partners zwecks Kenntnisauffrischung anatomischer weiblicher Strukturen bat, damit es im Bett besser funktionieren möge. Beide verfügten über Hochschulreife und Studium.
Es kristallisierte sich im Rahmen der „Aufklärung“ heraus, dass das sexuelle Wissen bei beiden sehr entwicklungsfähig war. Und, was ganz wichtig und entscheidend war, sie konnten nicht gemeinsam darüber sprechen, was evtl. zu tun oder zu verbessern wäre.
Sexuelle Kommunikation! Sexuelle Kompetenz
Amerikanische Sexforscher kommen bei diesen Punkten direkt auf ihre Lernprogramme der „Sexuellen Intelligenz“ zu sprechen. Dort muss alles gemessen, berechnet und bewertet werden. Aber hierzulande ist es immer noch ein Unterschied, sein Wissen in die Tat umzusetzen.
Sich einfühlen
Aber der ist „klug im Bett“, der sich in den Partner einfühlt. Wenn er aufmerksam ist und erahnt, wie der Partner reagiert. Ganz entscheidend ist meines Erachtens, der die Andersartigkeit des Partners akzeptiert. Seine eigenen Wunschvorstellungen nicht denen die des Partners überstülpen will.
Die Devise sollte sein: den anderen ernst nehmen. Ihn so nehmen, wie er ist. Das heißt für sich selbst, dem anderen gegenüber sich so zu verhalten, wie man es möchte, dass der oder die sich einem selbst gegenüber verhält.
Erotik im Kopf?
Wenn einer/e zuviel Erotik im Kopf hat, dann heißt es nicht automatisch, ist er/sie auch besonders gut im Bett. Der griechische Philosoph Sokrates zum Beispiel führte eine diesbezüglich schlechte Ehe. Er pflegte die Erotik im Geiste. Er nannte sich ja selbst ‚Hebamme‘, also ein Geburtshelfer von Ideen. Aber da seine Ehefrau Xanthippe immer mit ihm schimpfte, lernte er durch diese Diskussionen schnell hinzu. Hier zeigt sich, es ist einfacher, über Sex zu reden oder zu schreiben, als Sex zu haben.
Im Grunde heißt es: reden Sie mit Ihrem Partner oder mit Ihrer Partnerin über die Dinge, die gut für Sie sind. Wenn Ihre Intelligenz im „Schlafzimmer“ nicht wie die Schokolade in der Sonne schmilzt, dann steht einem erfüllten Sexleben auch nichts im Wege. Eros und Verstand schließen sich ja nicht aus.
Sex wichtig für Ihre Gesundheit
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Leben Sie ein aktives Liebesleben? Und lieben Sie es? Wie oft pro Woche? Wie oft pro Monat? Oder nur ab und zu im Jahr? Oder meinen Sie, wenn Sie bereits die Schwelle zur zweiten Lebenhälfte überschritten haben, kann es nur noch schaden? In diesem Beitrag möchte ich mit einigen Vorurteilen aufräumen, die mir in meinen Paar-Sprechstunden angetragen wurden.
Es dürfte sich herumgesprochen haben, dass ein aktives Sexleben in einer Partnerschaft oder Ehe diese von innen heraus festigt. Fragen nach dem Wert des Partners für den anderen Partner erübrigen sich. Bergen doch die Fragen nach der Teilhabe am Leben des anderen schon Zweifel, die eine Substanz einer Partnerschaft „annagen“.
Da beim Sex das Hormon der Liebe, das Oxytocin, ausgeschüttet wird, reduziert sich automatisch das Stresshormon Cortisol. Somit wird die Vertrautheit des Paares gefördert. Ein innerer Anker für das Paar wird aufgezogen, um mit den Anforderungen des Lebens besser fertig zu werden.
Aber ich möchte einige Aspekte diskutieren, die den gesunden Wert eines „Liebeslebens“ aufzeigen.
Körperliche Gesundheit
Wer regelmäßig Sex hat, baut Erkältungen oder Infektionen vor. Denn im Blut finden sich vermehrt Antikörper von Immunglobulin A, die diese verhindern oder die Stärke ablindern.
Ersatz für Kraftraining im Studio
Ein Sexualakt verbrennt durchschnittlich mindestens 200 Kilokalorien. Wird dieser leidenschaftlich über 30 Minuten aktiv gestaltet, sind mehr als das Doppelte erreichbar. Dafür müssten Sie schon mindestens 45 Minuten joggen. Gleichzeitig tun Sie auch noch etwas für Ihre Bauchmuskeln, die je nach Körperstatus geformt werden.
Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems
Es hat sich in wissenschaftlichen Studien gezeigt, dass tödlich verlaufende Herzinfarkte bei Leuten um über 50 Prozent durch eine gelebte gute Sexrate – also mehrmals pro Woche – verringert wurden als bei denen, die das nur einmal pro Monat tun.
Schmerzempfinden reduziert
Im Allgemeinen lassen die Schmerzen wegen eines höheren Levels an „Endorphinen“ im Blut nach. Denn diese Endorphine schalten die Schmerz-Rezeptoren aus. Somit verspüren Sie eine große Erleichterung nach einer sexuellen Aktivität.
Sie schlafen besser
Schlafforscher sagen unisono, dass Sex sich positiv auf den Schlaf auswirkt. Das Schlafverhalten wird durch die körperliche Anspannung und die folgende Entspannung so positiv beeinflusst, dass sich Ihr Körper einfach nach Ruhe sehnt.
Stärkung des Selbstbewusstseins
Wenn Sie mit sich selbst im reinen sind, wenn Sie beim Sex neue Lebenskräfte spüren, dann fördern Sie auch insgesamt Ihre Gesundheit. Ein starkes Selbstbewusstsein ist eine Voraussetzung für ein vitales Leben.
Schutz vor Impotenz
Bei Männern ist dies ein stark diskutiertes Thema. Aufgrund einer im Alter nachlassenden Sauerstoffversorgung des Penis können sich die Schwellkörper, die die Steifheit des Penis garantieren, nicht mehr so ausdehnen, wie das in einem „jungeren“ Alter gegeben ist. Demzufolge werden die Erektionen weniger. Auch hier heißt die Devise: Regelmäßiges Training hilft dem Aufbau des Gewebes in den Schwellkörpern. Als Ergebnis wird eine Verringerung von Impotenz erzielt.
Was meinen Sie zu diesem „Tabu-Thema“? Wir hier in der Redaktion von www.apo-vital.de freuen uns auf Ihre Beiträge.
„Sex kennt kein Alter“
Aus meiner Psycho-Sprechstunde
Muss ich mich schämen, dass ich mit 70 Jahren noch viel Lust auf Sex verspüre? Auch im besonderen auf körperlichen Sex? Selbst mit meinen eigenen Kindern kann ich nicht über die Themen, Sex im Alter, Erotik im Alter, Sexualität reden. Sie schütteln hier nur immer mit dem Kopf. Sie sagen, Opa/Oma oder Mama oder Papa – ab 60 muss das sein?
Diese Fragen höre ich in meiner Sprechstunde in den letzten Jahren zunehmend. Trotz unserer heutigen aufgeklärten Zeitepoche.
Natürlich hat auch der Film „Wolke 9“ diese Thematik noch einmal in den Vordergrund gerückt. Viele im „fortgeschrittenen“ Alter haben ihre Sexualität mit Tabus behaftet erlebt.
Und diese Begrenzung im Alter wollen sie einfach durchbrechen. Sie wollen frei sein von gesellschaftlichen Zwängen, ihre Sexualität zu leben oder wieder neu zu erleben. Dies zu sehen vor dem Hintergrund, dass mit einem „gesunden“ Alter auch ein „gesunder“ Sex zum Leben gehört.
Hierzu ein interessantes Video von YouTube:
Sex im Alter – Gespräch mit der Sexualtherapeutin Frau Dr. Brandenburg aus Aachen
Viele „Fortgeschrittene“ erkennen in der Beratung, dass ihr Leben an diesem Punkt vorbei gegangen ist. Sie öffnen sich im vorurteilsfreien Dialog, sich kommunikativ über Sex, Lust mit einem(r) PartnerIn auszutauschen. Allerdings zunehmend, wenn eine stabile Partnerschaft besteht.
Die durch Sex ausgeschütteten Glückshormone z.B. „Endorphine“ kommen gerade dem Körper im fortgeschrittenen Alter ab 60 mit vielen positiven Wirkungen auf Körper, Seele und Geist zugute.
Was meinen Sie dazu? Wir hier von apo-vital.de wollen über diese Thematik weiter reden. Schreiben Sie uns. Danke.