Artikel-Schlagworte: „Vertrauen“
Dauerhaft? Vertrauensvoll? Langlebig? Lebenslang? Erfüllend? Verständnisvoll?
Was sind Ihre Erwartungen an einer Paarbeziehung?
Aus meiner Paar-Sprechstunde
Zuerst ein paar statistische Daten: Fast jede dritte Ehe wird wieder geschieden. Die meisten vor Ablauf des siebten Ehejahres. Aber woran liegt es, dass die so unausgesprochene Hoffnung – der Bund des Lebens möge auch lebenslang halten – nicht erfüllt wird? Ein Hauptgrund:
Kaum Zeit, miteinander zu reden
Immer wieder höre ich von den hilfesuchenden Paaren, dass sie es nicht schaffen, sich ausgiebig miteinander zu unterhalten. Das Lebenskarusell dreht sich ob der beruflichen oder gesellschaftlichen Lebensumstände so schnell, dass sie einfach keine Zeit finden, miteinander zu kommunizieren. Ist eine Zeitoase gefunden, muss alles schnell gehen. Bemühen wir wieder die Statistik: Zeitdauer der Paargespräche miteinander pro Tag etwa maximal 400 Sekunden. Wie können in dieser kurzen Zeitspanne Schwierigkeiten und Missverständnisse gelöst und ein vertrauensvolles Miteinander aufgebaut werden?
Ziel Nr. 1 = Gemeinsame Zeit
Schaffen Sie sich eine gemeinsame „Zeitinsel“. Bauen Sie diese in Ihren Tagesplan ein. Es ist zwingend notwendig, miteinander zu reden. Nicht oberflächlich. Ein geduldiges Zuhören wird abverlangt. Dies setzt einen respektvollen Umgang miteinander voraus. Ausreden lassen. Nicht ins Wort fallen. Nichts verdrehen. Wortinhalte und Wortzusammenhänge auch so zu verstehen, wie der andere es gemeint hat.
Ziel Nr. 2 = Sich selbst verstehen
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Wenn Sie sich selbst nicht verstehen, wenn Sie mit sich selbst nicht im reinen sind, wie können Sie dann den anderen verstehen? Oder wie können Sie sich aufbauende Eskalationen der Missverständnisse „aufdröseln“? Ordnen Sie Ihr Innenleben. Räumen Sie mit Ihren eigenen Unklarheiten auf. Denn nur so schaffen Sie sich ein notwendiges starkes Selbstbewusstsein, um im Meer der Missverständnisse Kurs zu halten. Angehäufte Unklarheiten in einer Paarbeziehung untergraben jedes Vertrauen. Bindungskräfte gehen verloren. Kriegsschaukämpfe bauen sich auf. Lassen Sie also Ihre Ritterrüstung liegen. Wenn Sie sich selbst verstehen, können Sie den anderen ebenfalls verstehen.
Ziel Nr. 3 = Keine Erziehung des Partners
Wie der andere Partner denkt, fühlt, bewertet, einordnet, sieht – dafür sind Sie nicht zuständig. Du musst, du sollst – diese Worte streichen Sie aus Ihrem Vokabular. Jeder Zwang ist kontraproduktiv für ein vertrauensvolles Miteinander.
Kraftvolles Miteinander
Und dieses vertrauensvolle Miteinander braucht Kraft aus Ihrer Mitte. Öffnen Sie Ihr Herz. Lassen Sie Ihre Gefühle sprechen. Pflegen Sie Ihr Gefühlsband. Aber auch dieses gemeinsame Fühlen braucht Zeit und Vertrauen, Geduld und gegenseitige Achtsamkeit. Wenn das Miteinander irgendwie abgekühlt ist, arbeiten Sie daran, es wieder aufzubauen. Denn Vertrauen in einer Partnerschaft fällt nicht vom Himmel …
Aus meiner Paar-Ehe-Sprechstunde
Wie Sie Paar-Probleme lösen – Teil 1
Läuft es nicht so in Ihrer Partnerschaft wie Sie es sich gerne vorstellen? Hakt es hier und dort? Leiden Sie darunter, wenn der eine den anderen nicht mehr so richtig versteht? Haben Sie Angst vor diesen Problemen, die sich immer mehr auftürmen? Sehen Sie vor lauter Wald keine Bäume mehr?
Eines vorweg: haben Sie keine Angst vor Problemen. Sie können lernen, mit diesen umzugehen. Und wenn Sie eine Krise gemeistert haben, werden Sie gestärkt aus ihr hervorgehen. Denn ganz wichtig ist, dass Sie Ihre Probleme nicht im Raum stehen lassen. Also aussitzen wollen. Gehen Sie diese aktiv an und lösen sie diese.
Ich habe in meiner langjährigen Paarberatung in meinem Institut Balance Ltd. immer wieder feststellen können, dass einem Großteil der Partnerschaftsprobleme die gleiche Kausalität zugrunde liegt. Herauskristallisiert haben sich folgende 6 Probleme und deren Lösungen:
1. Wenig Kommunikation
Hier sind die meisten Probleme zu finden. Der eine sitzt im Wohnzimmer und schaut fern und die andere macht oben die Schlafzimmer sauber. Oder die oder der werkelt in der Küche und die oder der liegt auf dem Sofa ganz entspannt vertieft in seine Lektüre.
Hierbei wird nicht miteinander gesprochen. Die Sprachlosigkeit nimmt immer mehr Raum ein. Und nach einer gewissen Zeit wird sich gefragt, habe ich für den anderen Partner keinen Wert mehr, dass er mich so negiert?
Kommt eine kleine zaghafte Frage, wird mit einer sich erhebenden Stimme lauter geantwortet. So funktioniert das nicht.
Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche miteinander. Kommen Sie aus Ihrer Sprachlosigkeit heraus. Wenn das Sprechen miteinander zu Hause nicht klappt, gehen Sie z.B. zum Essen ins Restaurant. Hören Sie dem anderen zu, signalisieren Sie ihm mit Ihrer Körperhaltung, ja, ich habe dich verstanden. Lassen Sie falsche Emotionen außen vor. Bleiben Sie auf einer sachlichen Ebene. Dann bleibt das Gespräch konstruktiv und führt Sie aus einer emotionalen Enge heraus.
2. Geldsorgen = Finanzielle Enge
Es ist fatal, wenn Sie für den anderen einen Lebensstil vorgaukeln, der nicht auf einer „gesunden“ Basis steht. Seien Sie ehrlich dem anderen gegenüber. Repetieren Sie keine finanziellen Ausgaben vor, die zeitlich schon „Schnee“ von gestern sind.
Paare, die diese finanzielle Enge haben, sind gehalten, hier ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Springen Sie dabei über Ihren Schatten, der u.U. Sie daran hindern könnte.
Machen Sie einen Finanzplan über alle Ausgaben und Einnahmen. Gönnen Sie jedem Partner die „Luft zum Atmen“. Setzen Sie sich dabei kurz- und langfristige Ziele, wie Sie aus dem momentanen Dilemma wieder herauskommen und die Zukunft aktiv angehen können.
3. Hausarbeiten
Organisieren Sie beide die Erledigung der häuslichen Arbeit in einem Gleichgewicht. Hierbei schreiben Sie gemeinsam eine Liste, wer, was, wann und wie zu machen hat. Wägen Sie die Zumutbarkeit gleichgewichtig ab. Aber vergessen Sie dabei nicht, wer was besonders gerne machen will.
Hier bleiben Sie offen und kreativ für andere Lösungen. Ein Merksatz ganz besonders: versuchen Sie nicht, den anderen auf irgendeine Weise zu „bestrafen“.
4. Mangelndes Vertrauen
Ist Ihnen das Vertrauen zum anderen Partner verloren gegangen? Dann ist es höchste Zeit, dieses zurückzugewinnen. Denn Vertrauen ist für eine Partnerschaft lebenswichtig.
Seien Sie dabei ehrlich zu sich selbst. Lassen Sie das: entweder nur agieren oder reagieren. Wollen Sie den anderen verletzen oder blamieren? Holen Sie einfach mal tief Luft, um die Schärfe heraus zu nehmen. Aber entschuldigen Sie sich, wenn Sie falsch gelegen haben.
Versuchen Sie, wieder Vertrauen in den anderen zu entwickeln. Aber lügen Sie nicht. Und setzen Sie auch keine Notlügen in die Welt. Vermeiden Sie absolut Dinge zu sagen, die Sie nicht mehr zurücknehmen können.
Respektieren Sie die Grenzen Ihres Partners. Lassen Sie die Eifersucht außen vor. Reden Sie fair miteinander und hören Sie dem anderen zu. Seien Sie ein guter Zuhörer.
5. Zu wenig Sex
Ein ganz starkes Band in einer guten Partnerschaft ist das Liebesspiel und der Liebesakt. Es schweißt Sie beide zusammen. Es stärkt Ihr Fundament, körperlich wie seelisch.
Aber setzen Sie sich dabei nicht unter Druck. Dies gilt für beide. Wenn Sie beide in einem starken beruflichen „Stress“ stehen, planen Sie Ihre Stunden der Liebe bewusst ein.
Hegen Sie dabei keine allzu großen Erwartungen. Genießen Sie Berührungen, die Ihnen Ihr Partner schenkt. Aber fordern Sie nichts, wenn der andere schon im Halbschlaf versinkt.
6. Kein Lob für den Partner
Machen Sie Ihre Partnerschaft zur wichtigsten Aufgabe in Ihrem Leben. Denn Sie hält nicht von alleine. Wenn der Glanz einmal abhanden gekommen ist mit der Zeit, glauben Sie, es kommt alles wieder von alleine ?
Denken Sie an die Zeit zurück, als Sie sich beide kennen lernten. Machen Sie sich wieder Komplimente. Drücken Sie Ihrem Partner Ihre Wertschätzung aus. Zeigen Sie gegenseitiges Interesse. Und loben Sie ihn.
Sagen Sie ihm ruhig: Ich schätze dich sehr! Ich freue mich auf den Tag mit dir…
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Resümme´: Mit diesen Tipps können Sie Ihre partnerschaftlichen Probleme neu angehen. Lernen Sie, Ihre Probleme zu lösen. Sie können nur dabei gewinnen. Auch für die Zukunft. Auch Ihre Partnerschaft ist wie im realen Leben: einem Hoch folgt ein Tief. Es geht auf und ab.
Aber denken Sie nicht darüber nach: nur mit irgendjemand anderem können Sie ausschließlich Ihre Probleme lösen. In meiner Beratung hat sich fast immer wieder gezeigt, dem einen Partner folgt ein ähnlicher, und die ungelösten Probleme folgen Ihnen auch.